Schwarzwälder Kinderbote - Fragen von Nele Walz

07. Juli 2020

Ihre Grundschullehrerin soll gesagt haben, dass Sie wahrscheinlich niemals richtig lesen und schreiben lernen werden. Wie haben Sie dann doch Ihre Liebe für das Schreiben entdecken können?
In der Grundschule hatte ich große Probleme, Lesen und Schreiben zu lernen, was rückblickend vor allem an meiner Schulangst lag, da ich von Mitschüler*innen gemobbt wurde. Dadurch war ich im Unterricht völlig blockiert. Meine Lehrerin dachte, bei mir würde ein schwerer Fall von Legasthenie vorliegen, was sich letztendlich als falsche Annahme herausgestellt hat. Daher war meine gesamte Grundschulzeit sehr schwierig. Als ich dann in die fünfte Klasse, auf die Gesamtschule kam, hatte ich neue Mitschüler*innen, neue Lehrer*innen und plötzlich eine neue Chance. Da habe ich gemerkt, dass ich doch Lesen und Schreiben kann. Es war, als hätte jemand einen Schalter in meinem Kopf umgelegt. Und als ich erkannt habe, dass es ja doch geht, habe ich angefangen, Bücher zu lesen und gemerkt, wie viel Spaß das macht. Damals bin ich zur Leseratte geworden und habe auch schnell daran gedacht, einfach selber mal eine Geschichte zu schreiben. So ging das damals los.

Wie sind Sie auf Namen wie „Hummelbi“ oder „Liliane Susewind“ gekommen?
Den Namen Liliane Susewind habe ich geträumt. Das war 2003. Da habe ich diesen Vor- und Nachnamen geträumt und am nächsten Morgen überlegt, dass dieser ja wie eine Kinderbuchfigur klingt. Bis dahin hatte ich immer gedacht, ich würde für Erwachsene schreiben. Aufgrund des Namens hatte ich aber Lust eine Kindergeschichte zu schreiben und habe mir dann vorgestellt, wie diese Liliane Susewind wohl aussieht. Ich hatte dann ein Mädchen vor meinem inneren Auge, das, wenn es lacht, die Blumen zum Blühen bringt.
Der Name Hummelbi ist mir eingefallen, als ich über die Figur der Elfe nachgedacht habe. Ich habe überlegt, wie diese Elfe wohl aussieht: Sie ist ein bisschen pummelig und hat Gummistiefel an. Und als ich sie mir so vorgestellt habe, war der Name Hummelbi plötzlich in meinem Kopf.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, über ein Mädchen (Liliane Susewind) zu schreiben, das mit Tieren sprechen kann?
Als ich ein Kind war, hatte ich einen kleinen Hund, mit dem ich oft stundenlange Spaziergänge im Wald und im Park unternommen habe. Währenddessen habe ich mir vorgestellt, dass ich mit Tieren sprechen könnte. Nicht nur mit meinem Hund, sondern auch mit anderen Tieren im Wald. Ich hatte eine ganze Phantasiewelt, in der ich so etwas wie eine Tierflüsterin war. Und als ich mir 2003 Liliane Susewind ausgedacht habe, habe ich daran gedacht, dass ich es als Kind total faszinierend fand, mit Tieren sprechen zu können, und es anderen Kindern vielleicht genauso geht. Und so wurde Liliane Susewind zur Tierflüsterin.

„Liliane Susewind“ wurde verfilmt, aber die Geschichte des Films hält sich nicht genau an das Buch. Stört Sie das?
Wenn Bücher verfilmt werden, muss die AutorIn immer ein Stück weit loslassen, weil andere Künstler*innen nun ihr Ding draus machen. Das war auch für mich ein Lernprozess und ich musste mich im Loslassen üben. Das ist aber immer so, wenn Bücher verfilmt werden. Ich finde übrigens, dass die Hauptdarstellerin des Films, Malu Leicher, Liliane super gut verkörpert hat!

Schreiben Sie ihre Bücher auf Papier oder am Computer und wo schreiben Sie am liebsten?
Inzwischen schreibe ich nur noch am Computer. Die ersten drei Liliane-Susewind-Bücher habe ich mit Kugelschreiber auf Papier geschrieben, allerdings muss man hinterher alles abtippen und das ist eine Mordsarbeit. Deshalb habe ich angefangen direkt in den Computer zu schreiben. Und das geht auch sehr gut. Meistens arbeite ich am Laptop und sitze dann auch sehr gerne draußen. Am liebsten lehne ich mich an einen Baum oder sitze am Strand und schaue auf den Rhein. Das beflügelt mich immer.

Was denken Sie, welches Ihrer Bücher ist Ihnen am besten gelungen und warum?
Das ist eine schwierige Frage. Mein Buch „Das Lied der Träumerin“ ist sicherlich das Buch, das die größte Wucht, Emotionalität und Authentizität hat, aber sicherlich ist es dramaturgisch nicht mein stärkstes Werk. Der Humor ist vor allem in den „Liliane Susewind“ Büchern gut gelungen, und was Komplexität, Botschaft und Figurenzeichnung angeht, glaube ich, ist „Alea Aquarius“ am stärksten.

Was machen Sie, wenn Sie beim Schreiben plötzlich keine Lust mehr haben oder nicht mehr weiterwissen?
Das ich keine Lust habe, kommt eigentlich nicht vor, da ich Schreiben nach wie vor als großes Geschenk empfinde. Dass ich schreiben darf, ich dafür bezahlt werde und Menschen meine Bücher lesen wollen, ist für mich immer noch eine sehr große Sache, die ich immer noch sehr zu schätzen weiß. Wenn ich nicht weiter weiß, frage ich meine Assistentin oder meine Lektorin, ob sie eine gute Idee haben und meist finden wir gemeinsam eine gute Lösung. Auch Social Media eignet sich super, um Inspiration zu bekommen.

Hatten Sie in Ihrer Kindheit ein Lieblingsbuch und welches war das?
„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende und „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren.

Der 5. Band von „Alea Aquarius“ hatte ein trauriges Ende, aber die Fortsetzung folgt. Sind noch mehrere Bände geplant und wird die Reihe gut enden?
Insgesamt sind acht Bände von Alea Aquarius geplant. Ich weiß, das Ende von Band Fünf war hart, aber leider notwendig. Ich kann aber versprechen, dass innerhalb der Reihe letztendlich alles gut werden wird.

Ich bin jetzt 12 Jahre alt und habe die drei Reihen „Hummelbi“, „Liliane Susewind“ und auch „Alea Aquarius“ gelesen. Planen Sie ein neues Projekt für die Zukunft z.B. für Jugendliche? Welche Ideen gibt es da?
Ja, ich habe eine Idee für eine neue Reihe, die für Jugendliche sein wird. Diese Idee ist sehr stark in mir und ich merke, dass sie umgesetzt und geschrieben werden will. Deswegen werde ich mich so bald wie möglich daran setzen, und ich glaube, es wird wieder ein absolutes Herzensprojekt.