Stuttgarter Kinderzeitung - Fragen von Lisa

03. Oktober 2020

Wenn du schreibst, wünschst du dir dann manchmal so zu sein wie Alea?
Tanya Stewner: Ja, klar. Ein Meermädchen zu sein, unter Wasser atmen zu können – wer würde das nicht gerne? Als Autorin von Fantasygeschichten schreibe ich, was ich selber gerne lesen würde oder als Kind gerne gelesen hätte und wovon ich geträumt habe. Ich träume immer ein bisschen beim Schreiben.
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Verkörpert Alea eine echte Person in deinem Leben?*
Tanya Stewner: Nein, für Alea gibt es kein Vorbild. Sie entspringt sehr meiner Fantasie. Ein bisschen ist sie so wie ich – eine Außenseiterin, wie ich sie früher war. Und dann findet sie die Freunde, die ich mir als Kind gewünscht hätte. Andere Freaks, die auch ein bisschen anders sind, mit denen man tolle Abenteuer erleben kann. Ich wollte immer in einer Bande sein.

Du schreibst viel über die verschiedenen Länder und Städte, in die Alea und die Alpha Cru fahren. Warst du dort überall schon selbst?
Tanya Stewner: Nicht überall. Ich war zum Beispiel nicht in Island. Aber in England, Schottland und Norwegen war ich. Und in Holland und Frankreich natürlich. Die meisten Orte kenne ich schon. Im sechsten Band, das kann ich schon mal verraten, sind wir unter anderem in Marseille in Frankreich. Da wollte ich eigentlich hin. Ich hatte schon ein Zugticket und ein Hotel gebucht. Aber dann kam Corona, und ich konnte doch nicht nach Marseille fahren. Dann habe ich ganz viel im Internet recherchiert und Leute befragt, die dort waren, und jetzt hoffe ich, dass im Buch trotzdem alles passt. So habe ich das auch mit Island gemacht.

Kannst du denn auch segeln, wie die Alpha Cru?
Tanya Stewner: Leider nicht. Das würde ich wahnsinnig gerne lernen. Ich war schon oft auf Segelschiffen und habe zugeschaut, wie das funktioniert. Aber alleine auf einem Segelschiff wäre ich aufgeschmissen.

Wie viele Bücher wird es nach Band 6 noch geben?
Tanya Stewner: Zuletzt habe ich immer gesagt, es wird acht Bände geben. Gerade bin ich dabei, den siebten zu planen und habe so viele Ideen, dass ich mir fast vorstellen könnte, es werden doch neun. Mal sehen …

Wann hast du gemerkt, dass du Autorin werden möchtest?
Tanya Stewner: Mit etwa 10 Jahren. Vorher hatte ich eine ganz schwierige Zeit in der Grundschule. Ich war sehr schlecht in der Schule, wurde gemobbt, hatte eine furchtbare Lehrerin. Als ich in der zweiten Klasse war, hat sie meinen Eltern gesagt, dass ich wahrscheinlich niemals richtig lesen oder schreiben lernen werde. Sie hat vermutet, dass ich eine schwere Lese-Rechtschreib-Schwäche hätte. Das hat sich als falsch herausgestellt. In der Grundschule habe ich immer gedacht, aus mir wird sowieso nichts. Ich bin dümmer als die anderen und leiden können sie mich auch nicht.

Und dann?
Tanya Stewner: Auf der Gesamtschule habe ich gemerkt, dass ich vor Angst blockiert war. Deswegen bin ich im Unterricht nicht mitgekommen. Wenn ich auf einen Text gesehen habe, war das immer so verschwommen, ich konnte ihn nicht erkennen. Auf der neuen Schule ist der Knoten geplatzt und ich konnte lesen. Ich bin richtig zur Leseratte geworden. Vielleicht weil ich nachholen musste, was ich vier Jahre lang verpasst hatte. Und dann habe ich recht schnell angefangen, selber Geschichten zu schreiben. Fantasie hatte ich immer schon. Mit meinem kleinen Hund bin ich als Kind stundenlang spazieren gegangen und habe mir vorgestellt, ich könnte mit ihm sprechen. Und die Vögel könnte ich herrufen und die würden bei mir auf dem Arm landen. Ich hatte schon vorher so eine Fantasiewelt. Das aufzuschreiben war später nicht mehr so schwierig. Also habe ich so mit zehn angefangen zu erzählen, dass ich Schriftstellerin werden möchte. Das hat natürlich keiner ernst genommen. Aber ich habe damals schon gespürt, dass das mein Ding ist.

„Alea Aquarius“ soll verfilmt werden. Wie viel bestimmst du da mit?
Tanya Stewner: Das ist in Deutschland leider so, dass ich als Autorin überhaupt nicht viel mitzureden habe. Wenn eine Produktionsfirma einmal die Lizenz erworben hat, so nennt man das, wenn sie den Film machen dürfen, dann müssen sie mich nicht mehr fragen. Ich habe aber das Glück, dass der Produzentin meine Meinung sehr wichtig ist. Sie erzählt mir alles, was geplant ist und fragt mich, ob das in meinem Sinne ist. Ich entscheide aber nicht beim Casting mit, wer die Hauptrolle spielt, das machen die Experten. Ich habe das Gefühl, dass mein Stoff in guten Händen ist. Geplant ist nicht nur ein Film, sondern auch eine Fernsehserie mit den gleichen Schauspielern. Das finde ich super. Die Serie erzählt da weiter, wo der Kinofilm aufgehört hat. Corona hat uns zeitlich allerdings ganz schön nach hinten geworfen. Meine Hoffnung ist, dass wir nächstes Jahr anfangen zu drehen.