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Kinderbuchtipp des Monats

Dienstag, 03. November 2020

In „Der Fluss des Vergessens“ hat Alea ihre Meermädchenfähigkeiten und noch dazu ihre Erinnerungen daran verloren – und muss ihre Identität neu finden. Ist der Teil damit auch gut als Einstieg in die Reihe geeignet?
Ich würde in jedem Fall empfehlen, mit dem ersten Band anzufangen, denn es gibt einfach viel zu viele Details aus den ersten Büchern, die man im sechsten Teil wissen sollte. Außerdem würde einem jede Menge Lesespaß entgehen. ;-)

Das erste Buch über Alea Aquarius erschien vor fünf Jahren. Inzwischen wird Naturschutz viel stärker diskutiert und weltweit engagieren sich auch Kinder für unsere Erde. Wie hat das die Entwicklung der Reihe geprägt? Können Sie über diese Themen heute ganz anders schreiben?
Bei meinen ersten Lesungen mit den Alea-Büchern 2015 habe ich die Zuhörenden oft gefragt, ob sie die riesigen Müllteppiche kennen. Im Pazifik gibt es einen, der die Größe von Westeuropa hat. Ich wurde immer überrascht angesehen, weil es nicht allgemein bekannt war und viele sehr schockiert über das Ausmaß der Meeresverschmutzung waren. Das ist heute anders. Heute sind vor allem die Jugendlichen und Kinder viel besser informiert und auch in den Medien wird mehr über die Klimakrise, wie ich sie anstatt „Klimawandel“ nennen möchte, berichtet. Das gibt mir einerseits Hoffnung, andererseits macht es immer wieder deutlich, wie viel noch immer viel zu tun ist. Ich verspüre da eine große Dringlichkeit, dass wir uns damit nicht allzu viel Zeit lassen sollten.

Der neue Band umfasst mehr als 600 Seiten – bald doppelt so viele wie der erste Band. Sprudeln die Ideen von Jahr zu Jahr immer mehr? Oder liegt es eher an den „hungrigen“ Fans, denen die neuen Bücher gar nicht dick genug sein können?
Beides. Je größer das Alea-Universum wird, desto mehr Geschichten gibt es auch zu erzählen. Je mehr Charaktere, Figuren und Handlungsstränge ich habe, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich. Ich habe wahnsinnig Spaß daran, mich in dieser Welt schriftstellerisch auszutoben. Gleichzeitig beflügeln mich die hungrigen Fans und ich weiß, dass viele auf das nächste Buch warten, und das gibt mir beim Schreiben noch einen extra Schub.

Neben aktuellen Themen greifen Sie auch alte Geschichten auf, zum Beispiel die Lorelei. Haben Sagen und Mythen uns heute noch etwas zu sagen?
Ich finde Sagen und Mythen wahnsinnig faszinierend. Thematisch geht es im Grunde thematisch oft um genau dieselben Dinge wie heutzutage – darum, Mut zu haben, zu sich selbst und zu seinen Überzeugungen zu stehen, es geht um Freundschaften, um Widersacher, um Gut und Böse. Das sind im Grunde immer noch die Dinge, die die meisten Geschichten heutzutage auch befeuern. Gerade die Geschichte der Loreley fasziniert mich sehr und besonders auch der Ort. Deswegen habe ich es in die Alea Reihe mit aufgenommen.

Der Kontakt mit ihren Fans bei Instagram und Facebook ist Ihnen sehr wichtig; dort bieten Sie zum Beispiel kleine Vorablesungen ab. Glauben Sie, dass digitale Lesungen und Buchevents auch nach der Krise wichtig bleiben? Erreicht man damit die Fans zahlreicher und direkter als mit „analogen“ Veranstaltungen?
Sicherlich erreicht man mehr Menschen mit digitalen Lesungen, aber das Gefühl wirklich Zuhörer*innen vor sich sitzen zu haben und mit ihnen zu interagieren, ist natürlich nochmal etwas ganz anderes, das mir auch viel Feedback gibt und Einblicke darin, wie meine Bücher ankommen. Gerade für Kinderbuchautor*innen sind die analogen Veranstaltungen aber auch sehr wichtig, weil viele davon leben und momentan gar nicht wissen, wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Dahingehend sind digitale Veranstaltungen, die ja meistens kostenlos sind, auf lange Sicht keine wirkliche Alternative für Autor*innen.

Neben den Büchern und Hörbüchern ist auch erstmals ein Musikalbum erschienen. Wie entstanden die 14 Alea-Songs und wer ist auf der Platte alles dabei?
Die Alpha Cru ist eine Straßenband, und jede Figur schreibt auch eigene Lieder. Deswegen war es von vornherein naheliegend, die Songs auch tatsächlich zu schreiben und aufzunehmen. Das erste Alea-Aquarius-Buch erschien 2015 und seit 2016 planen wir das Musik-Album. Zwei Jahre lang haben mein Mann und ich erst einmal nur die Lieder geschrieben, und dann haben wir uns mit unseren Produzent*innen zusammengesetzt, über handgemachte Sound-Ästhetik und Instrumente diskutiert und angefangen, die Sänger*innen zu suchen. Und das war teilweise gar nicht so leicht! Am längsten haben wir nach Tess, unserer Rockröhre gesucht. Schließlich haben wir aber für alle fünf Charaktere supergute Stimmen gefunden, und ich bin unglaublich glücklich über unsere Auswahl!

Hören Sie beim Schreiben auch Musik? Oder was versetzt Sie in die passende Alea-Stimmung?
Beim Schreiben mag ich Stille um mich herum. Musik würde mich nur ablenken, weil ich Musik gerne sehr bewusst höre und nicht als Hintergrundrauschen. Was mich inspiriert, ist der Blick aus meinem Schreibzimmer. Ich schaue direkt auf den Rhein und auf das fließende Wasser und das ist gerade für die Alea-Bücher sehr inspirierend.